Bereits 1843 wurde die durchgehende Strecke von Antwerpen nach Köln eröffnet. Besonders schwierig gestaltete sich die Passage zwischen Aachen Hbf und Herbesthal, dem damaligen Grenzbahnhof. Von Aachen Hbf bis Ronheide musste eine Steigung von 26,7 Promille überwunden werden, was anfangs nur mittels einer in Ronheide stationierten Dampfmaschine bewältigt werden konnte. Die Wagen wurde von der Lok getrennt und von der Dampfmaschine mittels Seil, Umlenkrolle und Bremsschlittenwagen den Berg hinauf oder hinab befördert. Bei Bergauffahrten übernahmen in Ronheide belgische Lokomotiven den Zug. Ab 1854 wurde der Seilzugbetrieb aufgegeben und die Züge mit Lokomotiven befördert, was allerdings einen Schiebebetrieb auf der Steilstrecke nötig machte.
Vorläufer des Bahnbetriebswerkes Aachen Hbf war eine Betriebswerkstätte der Rheinischen Eisenbahn mit einem 13 ständigen Rundlokschuppen mit innen liegender Drehscheibe. Dieser Schuppen lag am Fuß der Steilrampe Richtung Ronheide. Benötigt wurden in Aachen Hbf Schnellzuglokomotiven, Personenzuglokomotiven, Lokomotiven für den Schiebebetrieb und Rangierlokomotiven.
Wenige Jahre nach der Jahrhundertwende wurden die Bahnanlagen des Aachener Hbf
umgebaut; und es entstand ein neues Bahnbetriebswerk an der Kamperstraße mit einem 20 ständigen Ringlokschuppen, der auf 25 Stände erweitert wurde, mit einem Wasserturm und einer Bekohlungseinrichtung. 

 

Foto: Stadtarchiv Aachen

Auf der nachstehenden Luftbildaufnahme, die Anfang der 1960er Jahre entstand, sind Bahnbetriebswerk und Bahnhof sehr gut zu erkennen.

Im August 1960 hatte der niederländische Eisenbahnfreund J. Havelaar Aachen besucht und von der Brücke der Burtscheider Straße in Richtung Bahnbetriebswerk fotografiert. Ganz links verlaufen die Gleise Richtung Ronheide. Die 64 030 am Kohlebansen gehörte zu dieser Zeit zum Bw Stolberg.


Rechts im Bild sieht man die 93 1082 des Bw Aachen Hbf, davor eine unbekannte Lokomotive der Baureihe 38. (August 1960) Beide Baureihen waren typisch für den Alltag im Bw Aachen Hbf in den 1960er Jahren. Die Baureihe 38 bespannte Personenzüge in der Region, die Baureihe 93 wurde für den Schiebebetrieb auf der Rampe nach Belgien benötigt.

 

Schon eher ein Exot war die 92 702, die 1956 vom Bw Stolberg zum Bw Aachen Hbf kam und bis 1961 im Rangierdienst eingesetzt wurde.

 

Noch dominierte die Baureihe 38 im Personenverkehr. 38 2092 des Bw Aachen Hbf bespannte im August 1962 einen Personenzug nach Mönchengladbach. 38 2519 des Bw Düren erreichte auf Gleis 2 eintreffend den Aachener Hauptbahnhof.

Ein weiteres Alltagsbild aus dem August 1962 zeigt den Nachschub auf der Rampe nach Ronheide, den neben 93 984 eine weitere Lok der Baureihe 93 des Bw Aachen Hbf erledigen mussten.

Der Strukturwandel kündigte sich an; und das Bw Aachen Hbf wurde zum Sommerfahrplanwechsel 1963 dampffrei. Der verbliebene Bestand an Lokomotiven wurde zum Bw Aachen West umbeheimatet. Es waren dies:

38

  2092, 2636, 2721, 3067, 3149, 3381, 3389, 3540, 3598, 3656, 3970
93     702,    896,   984,   985, 1033, 1141

Die Geschichte des Bahnbetriebswerkes Aachen Hbf war damit offiziell beendet.

Ein Jahr später, im August 1964, wurde das Bw  abgebrochen. Der gesamte Bereich des Aachener Hauptbahnhofs wurde für die anstehende Elektrifizierung der Strecke Köln - Aachen umgestaltet.

 

 

Auch nach der Niederlegung des Bw Aachen Hbf wurden die Lokomotiven der Baureihe 93 für den Nachschub auf der Rampe benötigt. Am Rande der ehemaligen Bw-Anlagen wartete 93 965 mit zwei weiteren Schwestern auf neue Aufgaben. (August 1964)