Die Bahnverbindung zwischen Aachen-Rothe Erde und Aachen-Nord


Wer heute über den Stadtteil Haaren bzw. die Jülicher Straße in die Aachener Innenstadt fährt, durchquert ein altes Industriegebiet, in dem einige namhaften Firmen ihren Stammsitz hatten und teilweise bis heute ansässig geblieben sind. Bei Eisenbahnfreunden wird die dortige Firma Talbot am bekanntesten sein, die u.a. mit ihren Selbstentladewaggons für Schüttgüter bekannt geworden ist und viele Eisenbahnfahrzeuge für die niederländischen Staatseisenbahn gebaut hat. Die von Köln kommende Rheinische Eisenbahn und die von (Mönchengladbach-) Rheydt kommende Bergisch-Märkische Eisenbahn hatten dieses prosperierende Industriegebiet ebenso wenig erschlossen wie viele Kohlegruben im nördlichen Kreis Aachen. Folglich sorgten die Industriellen hier zwischen 1871 und 1875 in Eigeninitiative für einen Bahnanschluss, gründeten die Aachener Industriebahn und erbauten mit den Strecken Aachen - Würselen - Steinkohlenzeche Mariadorf (später Bf. Mariagrube) - Jülich und Stolberg - Würselen - Morsbach (Grube Gouley, später verlängert zur Grube Kämpchen und nach Kohlscheid) sowie der am 31. Dezember 1875 in Betrieb genommenen Verbindung vom Gleisdreieck Haaren nach Aachen-Rothe Erde ein Netz zwischen den Kohlegruben des Wurmreviers, dem Hüttenwerk Rothe Erde und den Industriebetrieben im Aachener Norden. Hier wird gezeigt, wie sich der Bahnbetrieb auf der letztgenannten Bahnverbindung vom Bahnhof Aachen-Nord über Haaren nach Aachen-Rothe Erde in den achtziger Jahren dargestellt hat.

Am Bahnhof Aachen-Rothe Erde gab es kein eigenes Bahnhofsgebäude der Aachener Industriebahn. In Haaren, direkt an der Kreuzung mit der Jülicher Straße, entstand an dieser Verbindungsstrecke ein kleiner Güterbahnhof, während der langgestreckte Kopfbahnhof Aachen Nord ein kleines Empfangsgebäude für den Reisezugverkehr nach Jülich, eine Güterabfertigung, diverse Ladegleise und Verladerampen und eine Vielzahl von Gleisanschlüssen vorweisen konnte. Personenverkehr soll es zwischen Aachen-Rothe Erde und Aachen-Nord nur kurzzeitig im Jahre 1876 gegeben haben.


 

Das Empfangsgebäude des Bahnhofs Aachen-Nord mit dem nach Jülich pendelnden 515 628 am 30. Oktober 1979. Der Akkutriebwagen ist gerade aus Jülich angekommen. Der Zugführer steckt noch die Schlussscheiben für die Rückfahrt nach Jülich um.

 

 

Zeitgleich bedient 332 187 den Gleisanschluss der Firma Krantz und holt die Versandgüter ab.



Wenig später schnurrt 515 628 durch den Güterbahnhof Aachen Nord in Richtung Jülich davon.


 

Anschließend hat 332 187 den Güterbahnhof wieder für sich allein und setzt die Rangierarbeiten fort.


 


Am 20. November 1986 war die Stückgut-Abfertigung Aachen-Nord zwar schon geschlossen und anderweitig vermietet, aber das Gebäude war noch vorhanden und hinterließ einen authentischen "Bundesbahn-Eindruck". Bei den beiden Güterwagen handelt es sich um Wagenladungsverkehr des Mieters.


 


Auch diese Aufnahme mit 332 137 vor der ehemaligen Güterabfertigung vermittelt den Eindruck, hier würden die beladenen Stückgutwaggons abgeholt (6.August 1987).


Vom Bahnhof Aachen Nord aus bedienten schon die Aachener Industriebahn und die preußische Staatsbahn einstmals Kunden wie z.B. die Firmen Krantz, Talbot, Garbe, Lahmeyer & Co., die Kesselfabrik Piedboeuf, das Elektrizitätswerk Göbbelgasse und den Schlachthof der Stadt Aachen in der Metzgerstraße. Am 06. August 1987herrschte dort immer noch lebhafter Rangierbetrieb. Wegen des hohen Waggonaufkommens wurde nachmittags mit 2 Loks rangiert. So waren an diesem Tag 290 199 und 332 137 anzutreffen:

 
 


 

Hier bedient 332 137 ein Anschlussgleis, das vom Bahnhof Aachen-Nord in westlicher Richtung zu Gewerbebetrieben im Bereich Gut-Dämme-Straße/Krefelder Straße führt.



 

An der Nordseite des Bahnhofs Aachen-Nord gab es ein Ausziehgleis, das hier von 290 199 befahren wird.


 


Um eine allseitige Verbindung zu der Strecke von Rothe Erde zu schaffen, wurde im Bereich des heutigen Schwarzen Weges/Clarasiedlung ein kleines Gleisdreieck zur Strecke Aachen-Nord – Jülich gebaut. Links verläuft das Gleis nach Aachen-Nord, rechts die Trasse nach Würselen. (22. August 1987)




Hier verlässt 332 187 am 30. Oktober 1984 den Güterbahnhof Haaren in Richtung Aachen-Rothe Erde und passiert dabei den Bahnübergang Jülicher Straße.


 
 



Von einer kleinen Straßenbrücke am Friedhof Hüls wurde am späten Nachmittag des 6. August 1987 der von Aachen-Nord nach Aachen-Rothe Erde fahrende Übergabezug mit den Loks 290 199 und 332 137 aufgenommen.




 


Nahezu an der gleichen Stelle wurde am Nachmittag des 2. November 1984 332 187 abgebildet, die die Stückgutwaggons von der Güterabfertigung Aachen-Nord abgeholt hat und zum Bahnhof Aachen-Rothe Erde transportiert.




 

 

Im letzten Licht des Tages an einem Novembernachmittag des Jahres 1988 erwischte Roland Keller 290 351, als sie mit der Übergabe von Aachen-Nord nach Aachen-Rothe Erde zwischen dem Friedhof Hüls und der Unterführung unter die Strecke Köln-Aachen unterwegs war.

 

 

Aus dem auf der Strecke Köln – Aachen fahrenden Zug heraus gelangen Roland Keller am 8. August 1984 diese beiden Schnappschüsse. Sie zeigen 332 108 mit einem Bauzug auf der Strecke nach Aachen-Nord.


 


Heutzutage ist die mittlerweile zum Bombardier-Konzern gehörende ehemalige Firma Talbot der letzte große Güterverkehrskunde an dieser Strecke. Aus diesem Grund sind hier auch immer wieder besondere Eisenbahnfahrzeuge zu beobachten. Stellvertretend hier zwei Bilder vom Transport eines Elektrotriebwagens der Nederlandse Spoorwegen mit 290 256 im Schneegestöber des 24. Januar 1984, aufgenommen am Personenbahnhof Aachen-Rothe Erde.

Dieser Bahnhof wird momentan umgebaut, das urige Ambiente ist damit bereits historisch.

Heute wird der Verkehr auf der Strecke im Zugleitverfahren abgewickelt, alle Bahnübergänge und Weichen sind ortsbedient.