Mit dem ETA zum EBV

Akkutriebwagen auf der Strecke von Stolberg (Rheinl) Hbf über Mariagrube nach Herzogenrath in den Jahren 1978 bis 1984


Am 28. Dezember 1984 wurde der Reisezugverkehr zwischen Stolberg und Herzogenrath eingestellt. Mit diesem Akt verlor die letzte Nebenbahn im Aachener Kohlenrevier ihren Personenverkehr. In Erinnerungen an das Gleis 99 des Stolberger Hauptbahnhofs kommt mir oft der Abend des 27. Dezember 1984 in den Sinn. Damals wartete der Zugführer vergeblich auf Fahrgäste für den 515 514, denn „zwischen den Jahren“ war sowieso wenig Betrieb, und die meisten Stammkunden hatten sich schon auf ein Pendlerleben ohne Gleiskontakt eingestellt.
 


 

 



Blenden wir deshalb weiter zurück in glanzvollere Zeiten dieser Strecke, beispielsweise auf das Jahr 1978, als dort noch lebhafter Reisezugverkehr herrschte.

Am 5. August 1978 wartet 515 626 auf Gleis 99 des Stolberger Hbf auf die Abfahrt nach Herzogenrath. Das zum Umsetzen des VT 95 notwendige Gleis 100 ist noch vorhanden.



 

Mit dem Ende des Winterfahrplans 1977/78 endete im Aachener Kohlenrevier der Einsatz des VT 95. Seine Nachfolge traten Akkutriebwagen der Baureihe 515 an. Während es auf vielen Strecken in der Region Aachen bis dahin ein Nebeneinander der Baureihen 515 und 795 gegeben hatte, wurde der Reisezugverkehr von Stolberg nach Herzogenrath mindestens seit 1973 (soweit reicht meine Erinnerung) alleine mit dem VT 95 bestritten.
Den Einsatz der Akkutriebwagen verkündete die DB als spürbare Qualitätssteigerung, weil sie dem Fahrgast auf dieser Strecke nunmehr auch die Möglichkeit zur Fahrt in der ersten Klasse anbot. In der Tat hatten die hier eingesetzten Akkutriebwagen ein einziges plüschiges 1. - Klasse - Abteil, dem man eine gewisse Wohnzimmeratmosphäre nicht absprechen konnte.
Von der realen Verbesserung des Fahrkomforts durch die berühmte Laufruhe der mit Drehgestellen und tiefliegenden, schweren Batterien ausgerüsteten Akkutriebwagen sprach die DB dagegen mit keinem Wort. Gegenüber dem zweiachsigen VT 95 war die Laufruhe aber das, was dem Bahnfahrer wirklich zu Gute kam. Außerdem sollte das Knattern des VT 95 dem straßenbahnähnlichen ETA-typischen leisen Surren weichen.

Als ich am 15. April 1981 auf Gleis 99 den 515 628 fotografierte, war das Gleis 100 schon abgebaut.



 


 

Ab dem 29. Mai 1978 bekam der Reisezugverkehr zwischen Stolberg und Herzogenrath also ein völlig neues Gesicht, das das Bild der Strecke für die letzten sechs Jahre bis zur Einstellung des Reiseverkehrs am 29. Dezember 1984 bestimmen sollte.


Nachdem der Akkutriebwagen am Stolberger Bahnhofsgebäude abgefahren war, musste er zunächst eine kleine Steigung erklimmen, um dann nahe dem Stellwerk „Sa“ das Ausfahrsignal zu passieren und in die sog. „Verbindungsbahn“ und den Rangierbezirk V einzufädeln. Mein Foto vom 13. Juli 1983 zeigt 515 583 in dieser Situation.



 



Nach einer flotten Fahrt entlang des Rangierbahnhofes erreichte der Akkutriebwagen nahe dem Stellwerk „Sif“ die Bahnhofsausfahrt und konnte sodann für die nächsten Kilometer den Strom fließen lassen. Mein Foto vom 22. September 1982 zeigt genau das Gegenteil, nämlich 515 619, der von Herzogenrath kommend in den Stolberger Hbf einläuft. Im Hintergrund wartet bereits 215 116, dass die Strecke nach Alsdorf für sie frei wird.



 

 

Beim Bahnhof Mariadorf hat der Akkutriebwagen das Aachener Bergbaurevier erreicht. Mein Bild vom 29. Dezember 1984 zeigt mit 515 564 einen der letzten Akku-Einsätze auf dieser Linie.



 



Hier erreicht 515 614 als N7974 am 14. Juli 1979 den Haltepunkt Mariagrube.



 
 


Mariagrube war ein bedeutender Eisenbahnknotenpunkt im Aachener Kohlenrevier, sowohl für den Reisezugverkehr als auch für die Kohlenzüge. In Mariagrube kreuzte die Bahnstrecke Stolberg - Herzogenrath in Hochlage die tieferliegende Strecke Aachen-Nord - Würselen – Jülich. Gleichzeitig zweigte hier die ursprünglich als Grubenbahn errichtete Strecke Mariagrube – Siersdorf - Grube Emil Mayrisch ab (letzteres in vielen Kursbuch-Streckenkarten mit GEM bezeichnet). Schließlich gab es hier noch eine Verbindungskurve zum Abzweig Kellersberg, die den Kohlenzügen aus Siersdorf den bequemen Weg zur Kokerei Anna in Alsdorf und über Herzogenrath zum Bahnhof Aachen-West eröffnete. Verweilen wir deshalb noch ein paar Züge lang in Mariagrube.

Dieses Bild vom 14. Mai 1979 zeigt den Blick von der Brücke der Strecke Stolberg - Herzogenrath nach Norden hin auf den Bahnhof Mariagrube, den gerade ein Akkutriebwagen in Richtung Würselen - Aachen-Nord verläßt.
 


 



Dieses Bild zeigt den entgegengesetzten Blick von der Brücke nach Süden hin. Am Nachmittag des 14. Mai 1979 fährt 290 306 von Würselen kommend durch den Bahnhof Mariagrube nach Siersdorf.
 


 


Wer von der Strecke Stolberg – Herzogenrath aus umsteigen wollte in Züge nach Aachen-Nord, Jülich oder Siersdorf, der musste einen kurzen Fußweg vom Haltepunkt Mariagrube zum Bahnhof Mariagrube zurücklegen und hätte diesen Blick vor sich gehabt. Die beiden kreuzenden Akkutriebwagen pendeln zwischen Aachen-Nord und Jülich.



 



Vom Bahnsteig der Linie Aachen-Nord - Jülich sah die ETA-Kreuzung mit 515 541 als N 8258 und 515 560 als N 8259 so aus:



 



Das nächste Foto zeigt die Ausfahrt des 515 560 als N 8259 in Richtung Jülich



 



Eine knappe Stunde später passiert 515 560 als N 8262 auf dem Weg nach Aachen-Nord erneut den Bahnhof Mariagrube.



 



Mit diesem Bild sind wir wieder auf der Strecke Stolberg - Herzogenrath. Der von Herzogenrath und Alsdorf kommende 515 614 passiert gerade als N 7977 den Abzweig Kellersberg. Links verläuft das Gleis zum Bahnhof Mariagrube, rechts das Gleis nach Stolberg. Das rechte Vorsignal gehört zum Einfahrsignal des Bahnhofs Mariadorf. Die gestreifte Tafel kündigt den noch davor liegenden Haltepunkt Mariagrube an. Links steht das Einfahrvorsignal des Bahnhofs Mariagrube. (Blickt noch jemand durch ;-) )



 



Wenige hundert Meter weiter westlich sind wir schon beim Bahnhof Alsdorf, aus dem uns hier am 26. Juli 1980 die 215 011 entgegenkommt.



 




Da der Bahnhof Alsdorf hinlänglich bekannt ist, springe ich weiter zum Haltepunkt Wilhelmschacht, den der nach Herzogenrath fahrende 515 617 hier am 14. Juli 1983 erreicht.


 

 

Die letzte Station vor dem Endpunkt Herzogenrath ist der Haltepunkt Merkstein-West, wo ich den 515 617 am 14. Juli 1983 ein weiteres Mal abgepasst habe.



 



Mein für heute letztes Foto zeigt abermals den 515 617 nahe beim Haltepunkt Merkstein-West, im Hintergrund ist das Einfahrvorsignal von Herzogenrath zu erkennen (14. Juli 1983). Hier in der Steigung aus dem Wurmtal hinauf zum Bahnhof Merkstein konnte man das heulende Motorgeräusch der Akkutriebwagen deutlich hören.



 

 

Ich hoffe, die Reise hat Spaß gemacht und grüße mit

Glück auf

Roland Keller