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Stolberg: Der Bahnübergang an der Eisenbahnstraße 1972 und 2016

von T. Dörflinger

 

Das Schwarz-Weiß-Bild zeigt den Bahnübergang Eisenbahnstraße im Jahr 1972. Im Vordergrund liegt ein kleines, von einem Flachdach gekröntes zweigeschossiges Gebäude. Es dient als Unterkunft des Schrankenwärters, der für die Bedienung der dortigen und der unterhalb an der Nikolausstraße liegenden Schrankenanlage zuständig ist. Zwischen Fensterreihe und Treppenaufgang ist rechts auf der Front die Zahl fünf angebracht. Die Zahl gilt als Hinweis, dass das kleine Gebäude die fünfte Postenstelle der am Hauptbahnhof beginnenden Bahnlinie ist. Die Bahnlinie ist 1881 entstanden und sollte die Oberstolberger Industriebetriebe an das regionale und internationale Eisenbahnnetz anschließen. Außerdem wurde die Strecke auch für den Reiseverkehr genutzt. Das Postenhäuschen ist 1949 errichtet worden. Ein Vorgängergebäude hatte es dort schon im 19. Jahrhundert gegeben. Schließlich wurde die Bahnlinie von einer stark befahrenen Straße gequert, die bis 1958 auch der Straßenbahn als Trasse gedient hatte. Hinter dem Postenhäuschen schiebt sich eine lange Häuserzeile ins Bild. Die Bauten liegen an der Nikolausstraße und gehören zu den ehemaligen Arbeiterhäusern, die die dortige Glashütte im Zeitraum zwischen 1864 und 1865 errichtet hatte. Rechts der Häuserzeile ist eine Produktionshalle der Glashütte abgebildet. Die Glashütte, eine Niederlassung des französischen Konzerns Saint Gobain, ist dort seit 1863 ansässig. In der Folgezeit entstand auf dem "Schnorrenfeld" ein großes, weitläufiges Werksgelände, das anfänglich für die Herstellung von Spiegelglas genutzt wurde. Unterhalb der Produktionshalle ist auf dem historischen Foto eine kleine Brücke abgebildet, die den dort liegenden Vichtbach überspannt. Vermutlich gehörte die Brücke zu einem Weg, der die Eisenbahnstraße mit dem auf der rechten Vichtbachseite liegen Werksgelände der Firma Peltzer verband. Ein Gebäude der Firma Peltzer, die anfänglich den Namen "Kraus, Walchenbach & Peltzer" geführt und Zinkornamente hergestellt hatte, ist am rechten Bildrand abgelichtet. Zum Abbildungszeitpunkt wurde das Gebäude aber schon lange als Wohnhaus genutzt. Auf der linken Seite sind die zwischen 1902 und 1906 errichten dreistöckigen Backsteinbauten der Stolberger Wohnungsgenossenschaft (WoGe) zu sehen. 44 Jahre später hat sich das Bild entscheidend gewandelt. Das Gebäude für den Schrankenwärter ist um 1983 abgerissen worden. Bereits ein Jahr zuvor hatte man den Posten stillgelegt. Die Bahnlinie vom Hauptbahnhof zur Altstadt hat 2001 eine Renaissance erfahren. Seitdem wird sie für den Betrieb der Euregiobahn genutzt. Damit verbunden war auch eine Modernisierung und Umgestaltung der Strecke. So erhielt der Bahnübergang an der Eisenbahnstraße zur Absicherung von Fahrbahn und Gehweg eine Halbschrankenanlage, die mit einer zeitgemäßen Lichtzeichenanlage verbunden ist. Modernisiert wurden auch die auf dem historischen Foto links liegenden WoGe-Bauten: Grundrissveränderungen und Umbauten im Innenbereich sorgten für mehr Wohnkomfort. Hinter weit ausladendem Grün sind inzwischen die Produktionsanlagen der Glashütte verschwunden. Nur der Eingangsbereich der Glashütte und der darüber liegende kugelförmige Wasserbehälter sind auf dem aktuellen Foto zu sehen. Ebenfalls abgebildet ist ein Teil der an der Nikolausstraße liegenden früheren Arbeiterhäuser. Ein kleines Detail, das einst zur Unterkunft des Schrankenwärters gehörte, hat die Veränderungen überlebt. Das heute noch dort vorhandene alte Gitter besitzt nämlich unterhalb der Kurve eine kleine Türe, Sie verschloss einst den Zugang, der zum Schrankenwärterposten Nummer fünf führte.