Die meisten Bahnbetriebswerke im Aachener Raum fanden bei den Eisenbahnfreunden außerhalb des regionalen Bereiches eher untergeordnetes Interesse.  Es gab,  von Ausnahmen abgesehen, keine besonderen Lokomotivbaureihen, die man sehen wollte. Nein, hier waren die "Arbeitspferde" der Bahn stationiert, Lokomotiven, die man jederzeit auch an anderen Orten sehen konnte.  Daher sind Aufnahmen aus den Bahnbetriebswerken im Aachener Raum und besonders Aufnahmen aus Stolberg  in der Literatur eher selten zu sehen Dennoch - Stolberg ist für viele Eisenbahnfreunde verbunden mit dem Begriff "Dampflokabschiedsfest". Tausende Eisenbahnfreunde besuchten das Bahnbetriebswerk, um die letzten  Dampflokomotiven der Bundesbahndirektion Köln zu verabschieden. 
Das Bw Stolberg nur auf das Abschiedsfest zu reduzieren, ist nicht richtig, denn es hatte weitaus mehr zu bieten.

Von der Anfängen des Bahnbetriebswerkes Stolberg

In Stolberg trafen zur Zeit der Privatbahngesellschaften drei untereinander konkurrierende Eisenbahngesellschaften aufeinander. Seit 1841 wurde die Hauptstrecke Köln - Aachen wurde durch die Rheinische Eisenbahn betrieben. An dieser Strecke lag der Bahnhof Stolberg Rheinisch. Hier gab es bereits eine Betriebswerkstätte, die in unmittelbarer Nähe zum heute noch vorhandenen Güterschuppen lag. Auf dem aus dem Jahr 1895 stammenden Plan ist die ehemalige Betriebswerkstätte Stolberg abgebildet.

 

Von Würselen kommend erreichte die Aachener-Industriebahn-Actien-Gesellschaft Stolberg und errichtete am Endpunkt der Strecke den Bahnhof Stolberg Atsch bzw. Stolberg A.I.

Der dritte Bahnhof in Stolberg lag am Endpunkt der Strecke Mönchengladbach - Jülich - Eschweiler Aue - Unter Stolberg (Stolberg Velau) der Bergisch Märkischen Eisenbahn.

Das folgende Bild aus dem Stadtarchiv Stolberg wurde um 1895 aufgenommen. Auf der rechten Bildseite ist ein Teil des Bahngeländes Stolberg Velau mit seinem Wasserturm zu sehen.

Im Rahmen der Verstaatlichung der privaten Eisenbahngesellschaften wurden die bisher vorhandenen Bahnhöfe aufgegeben und 1888 ein neues Empfangsgebäude, der heute noch existierende Hauptbahnhof, an der Rhenaniastraße errichtet.

Mit der Aufgabe des Bahnhofs Unter Stolberg der Bergisch-Märkischen Eisenbahn wurde Gelände frei für den Bau einer neuen Betriebswerkstätte. Im "Aachener Anzeiger - Politisches Tageblatt" erschien am 17. Dezember 1887 die nachstehende Ausschreibung zum Bau eines sechsständigen Lokschuppens.

 

Der folgende Lageplan zeigt die Betriebswerkstätte Stolberg um 1898. Der Lokschuppen neu errichtete Lokschuppen sollte um eine Werkstatt erweitert werden. 

Lageplan der Betriebswerkstätte Stolberg um 1898

 

 

Entwurf einer Betriebswerkstätte auf Bahnhof Stolberg Velau

 

Bis zur Jahrhundertwende erfolgte eine Erweiterung auf 16 Stände. Der nachstehende Plan aus dem Jahr 1916 zeigt, dass die ehemalige Betriebswerkstätte der Rheinischen Eisenbahn nicht mehr existierte. Die Betriebswerkstätte Stolberg umfasste nun einen 26-ständigen Lokschuppen, eine Wagenwerkstatt, einen Wasserturm und umfangreiche Behandlungsanlagen für die hier beheimateten Lokomotiven.

Zwischen 1. und 2. Weltkrieg

Erstmals im 1.Weltkrieg bekam die Eisenbahn eine besondere militärische Bedeutung. Über die Schienenwege rollte der Nachschub für die an der Front kämpfenden Truppen. Für die Transporte Richtung Westen musste die Betriebswerkstätte Stolberg zusätzliche Lokomotiven samt Personal stellen.
 
Nach dem Ende des 1. Weltkrieges musste das Deutsche Reich neben Reparationsleistungen auch Teile des Staatsgebietes an die Siegermächte abgeben. Die Region Eupen - Malmedy wurde an den belgischen Staat abgetreten.  Folglich verliefen Teile der Vennbahn nun auf belgischem Territorium. Zu den Reparationsleistungen gehörte zudem auch die Abgabe von Lokomotiven und Wagen. Außerdem wurde Koks aus dem Aachener Revier als Reparationsleistung gefordert. Lokomotiven der Betriebswerkstätte Stolberg bespannten in dieser Zeit schwere Kokszüge auf der Strecke von Stolberg in das nun auf belgischem Territorium in Belgien liegende Raeren.

 

Ein Sonderling auf Stolberger Gleisen

1902 wurde durch die Firma Henschel mit der Fabriknummer 5968 eine fünffach gekuppelte Lokomotive der Reihe T15 nach der Idee von Professor Koechy der TH Aachengebaut. Das Besondere an dieser Lok war, dass ihr Triebwerk geteilt war. So entstand statt einer Maschine der Bauart E-n2-t eine CB-n2-t, wobei im Gegensatz zu den Lokomotiven der Bauart Hagans die Triebwerke mittels einer Blindwelle miteinander verbunden waren.





Die Auslieferung der Lok erfolgte als Cöln 1900. Nach Ablieferung kam die Lok in einem Lokzug zusammen mit pr G7 n2 und n2v in Aachen Hbf an. Sie leistete zunächst im Bw St. Vith Dienst und wurde zur Beförderung schwerer Güterzüge auf der Strecke St. Vith - Ulfingen herangezogen. Aufgrund des komplizierten und wartungsanfälligen Triebwerkes  musste die Lok häufig die HW St. Vith und bei größeren Reparaturen die HW Krefeld-Oppum aufsuchen.1908 kam die Lok schließlich zum Bw Stolberg Hbf. Von dort wurde die Lok auf der Strecke Stolberg - Malmedy vor leichten Personenzügen und zum Teil auch vor Güterzügen mit Personenbeförderung eingesetzt. Ansonsten verdiente sich die T 15 ihr Brot im Rangierbetrieb. Hier besuchte sie der Eisenbahnfreund Oskar Maixner, der von einem Duisburger Lokführer von diesem Einzelstück erfahren hatte. Er berichtete dazu:

"Es wäre eine pr T 15 - Betr.-Nr.8001, ED Cöln, die im Antrieb mittels Blindwelle wesentlich vom Hebeltriebwerk der Hagans-T 13 und T 15 abweiche und die nähere Besichtigung geradezu herausfordere. Nun kannte unsere Neugierde keine Grenzen. Wo liegt Stolberg, es hat 3 Bw' s, in welchem ist die interessante Lok? (Bw Stolberg Hbf, Bw Stolberg Gbf und Bw Stolberg-Hammer). [Anmerkung: Hier muss der Autor irren, denn es gab nachweislich nie mehrere Bahnbetriebswerke in Stolberg]
Nach sorgfältigen Vorbereitungen kamen wir dann an einem schönen  Oktobertag des Jahres 1917 in Stolberg an. Wie gelangt man in ein großes Güterzug-Bw, wenn man niemanden kennt und wo Jugendliche einfach "gefeuert" werden? Nun, wir trafen auf einen echten "Öcher"-Rangiermeister, der uns unseren "Lok-Bazillus" glaubte und mit uns über die Gleise kletterte,      eine einmalige Hilfsbereitschaft in der damaligen Kriegszeit mit ihrer Spionenfurcht. Am Rangierbezirk III stand und dampfte sie, unser Lok-Wunder des Westens. Die Messingschilder: T 15, der preußische Adler und die Betr.-Nr. 8001-ED Cöln- fehlten schon; wahrscheinlich waren sie 1914 oder später bereits in Patronenhülsen verwandelt worden. Betr.-Nr. und Gattungsschild waren in gelber Farbe aufgemalt. Auf den Führerstand durften wir natürlich nicht, aber wir sahen über drei Stunden bei ihren Rangier- und Restaurierungsfahrten zu, erkannten in Rückwärtssicht auch, wie sich das Gestell der 2 hinteren Kuppelachsen seitlich verschob. Die Blindwelle gab bei der Fahrt in den Krümmungen und auf Weichenstraßen kreischende und knirschende Geräusche von sich, eine Folge des fehlenden guten Friedens-Schmieröls. Wir wurden nachdenklich und begeistert,..."

Oskar Maixner war von dieser Lok so fasziniert, dass er sich noch lange nach ihrer Ausmusterung mit ihr beschäftigte und ältere Lokpersonale des Bw Stolberg nach ihr befragte. So erfuhr er auch ihren Spitznamen "Pampa", was im Aachener Dialekt soviel wie "unordentliches Mädchen" bedeutet. Die Lok mit ihrem komplizierten Triebwerk galt als schlechte Kurvenläuferin. Die Folge waren lange Ausfallzeiten und häufiger Werkstättenbesuch. Deshalb wurde die Maschine schließlich aus dem Streckendienst entfernt und lediglich noch im Stolberger Rangierbetrieb eingesetzt. Um das Triebwerk zu entlasten, wurden nur noch die drei vorderen Radsätze gekuppelt und die ehemals fünffach gekuppelte T 15 zu einer C 2'-Lok. Im Oktober 1922 musste die T 15 erneut die HW Krefeld aufsuchen. Nach einer Begutachtung der Schäden wurde eine Ausbesserung abgelehnt und die Lok ausgemustert. Sie verließ am 15.10.1922 die HW und kam zum Bw Rheydt-Verschub-Bhf, wo sie nach einer längeren Abstellzeit zerlegt wurde.

 

1920 - die Deutsche Reichsbahn entsteht

Mit der Gründung der Deutschen Reichsbahn am 1. April 1920 wurden die Länderbahnen unter die Hoheit des Deutschen Reiches gestellt. Die Betriebswerkstätte Stolberg erhielt den neuen Namen Bahnbetriebswerk Stolberg (Bw Stolberg) und wurde ebenso wie die Bahnbetriebswerke Aachen Hbf, Aachen-West, Aachen-Rothe-Erde, Herzogenrath und Jülich dem Maschinenamt Aachen unterstellt. Reichsverkehrsminister Wilhelm Groener legte mit Erlass vom 27. Juni 1921 formell den Namen Deutsche Reichsbahn fest. Für die Lokomotiven der einzelnen Länderbahnen wurde ein einheitlicher Nummernplan erstellt, der im Jahr 1925 noch einmal korrigiert werden musste. Den Baureihenbezeichnungen der ehemaligen Preußischen Staatsbahn wurden im neuen Nummernschema nachstehende Lokomotiven zugeteilt.

 

KPEV endgültiger Umzeichnungsplan
G 3 53 7001 - 7157
G 4.2 53 001 - 025
G 5.1 54 001 - 071
G 7.1 55 001 - 660
G 8.1 55 2501 - 5622
T 9.1 90 001 - 231
T 16.1 94 501 - 1377 , 1501- 1584

 

Bis 1923 konnten die Deutsche Reichsbahn den Bahnverkehr zum Abtransport der Reparationsgüter eigenständig abwickeln. Als es 1923 zu Rückständen bei der Erfüllung der geforderten Reparationsleistungen kam, marschierten französische und belgische Truppen in das Ruhrgebiet ein, um die Kontrolle über die Kohle- und Stahlproduktion zu erlangen. Als Reaktion auf den Einmarsch wurde durch die deutsche Regierung der Generalstreik ausgerufen., in dessen Folge der Bahnbetrieb zum Erliegen kam. Das führte dazu, das der Eisenbahnverkehr, darunter auch der Bahnhof  und das Bahnbetriebswerk Stolberg bis 1925 in der so bezeichneten Regiezeit unter belgische Verwaltung gestellt wurde.

Im Zeitraum von 1927 bis 1929 wurden die Baureihen 53 und 54 ausgemustert. Bis Ende 1932 war auch die ehemalige pr. G 7.1 aus dem Stolberger Betriebsdienst ausgeschieden. Die Baureihe 55.25 war fortan das Rückgrat für den Güterverkehr der durch das Bw Stolberg zu stellenden Lokomotiven.

 

Die folgende Luftaufnahme aus dem Jahr 1933 zeigt die umfangreichen Gleisanlagen des Stolberger Hauptbahnhofes.  Am rechten Bildrand ist auch das Bw Stolberg mit seinem Ringlokschuppen, den Werkstätten und der Wagenhalle zu erkennen.

 

In der Vergrößerung ist der später im Krieg zerstörte und nicht wieder aufgebaute Wasserturm unmittelbar rechts vor der Wagenhalle zu sehen.

 

Nach der Rheinlandbesetzung im Jahr 1936 wurde durch das NS-Regime mit den Vorbereitungen eines Krieges begonnen. Für den Bau des Westwalls in den Jahren 1938 und 1939 waren enorme Mengen an Baumaterial erforderlich. Hierfür mussten durch die Personale der umliegenden Bahnbetriebswerke, so auch vom Bw Stolberg, umfangreiche Sonderleistungen gefahren werden. Regelgüterzüge mussten teilweise entfallen.
Nach dem Überfall auf Polen durch das Deutsche Reich erklärten Großbritannien und Frankreich dem Deutschen Reich den Krieg, ohne jedoch zunächst militärisch einzugreifen. Im Rahmen der Vorbereitung des Westfeldzuges wurden etliche Züge mit Kraftstoff, Munition und militärischer Ausrüstung für die aufmarschierenden Verbände bereitgestellt. Später dienten die Eisenbahnstrecken im Aachener Raum als Nachschublinie für die im Westen eingesetzten deutschen Truppen.

Erstmals im Juli 1942 wurden dem Bw Stolberg mit 50 2692 bis 50 2696 fabrikneue Lokomotiven der Baureihe 50 zugewiesen. Doch bereits im Dezember 1942 mussten 50 2694, 2695 und 2696 für den Kriegseinsatz an die GVD Osten abgegeben werden. Buchmäßig blieben die Lokomotiven dem Bw Stolberg weiterhin zugeordnet.

 

Die 1942 an das Bw Stolberg gelieferte 50 2692 erhielt zum 1.1.1968 die neue EDV Nummer 052 692. Sie war die überwiegende Zeit ihres Lokomotivlebens beim Bw Stolberg beheimatet und wurde am 01.10.1975 an das Bw Duisburg- Wedau abgegeben und dort am 28.09.1976 ausgemustert.

Kriegsbedingt wurde es im Laufe des Jahres 1943 immer schwieriger die Transportaufgaben zu bewältigen. Aus der Not heraus erlaubte die RBD Köln für Güterzüge "die freie Lokverwendung". Die Lokomotiven waren nicht mehr an Umlaufpläne gebunden, sondern konnten entsprechend dem anfallenden Bedarf eingesetzt werden. Damit nahm man allerdings in Kauf, dass die Lokomotiven nicht mehr regelmäßig ihr Heimat-Bw zu den anstehenden Wartungsaufgaben anliefen, was dem Zustand der Lokomotiven nicht gut tat.  

Stolberg war im Westen ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt  und damit Ziel der alliierten Bomber. Am 20. Mai 1944 wurden drei Fliegerbomben auf das Stolberger Bahngelände abgeworfen, von denen eine Bombe den  Ringlokschuppen traf. Es wurde der mittlere Teil (Stände 11 - 16) und das Dach des nördlichen Teils (Stände 17-26) zerstört. Das Verwaltungsgebäude, welches hinter dem Lokschuppen stand, erlitt starke Schäden am Dach und am Mauerwerk.
Im Landesarchiv NRW findet sich in der Akte BR 2289_2 die "Anlage zum Luftschutz-Kriegstagebuch", in der dieser Angriff auf das Bw Stolberg dokumentiert wurde.

 

Nachstehende Bilder zeigen das Ausmaß der Zerstörung.

 

Die Landung der alliierten Truppen in der Normandie am 06. Juni 1944 und der Vormarsch auf das Deutsche Reich veränderte den Eisenbahnverkehr noch einmal deutlich. So steht in den Akten :

"Nachdem am 7. September 1944 die deutsche Front im Norden schon bis Verviers zurückgenommen worden war und sich alles in heilloser Auflösung befand, erteilte das MA Aachen seinen Bw's am 8. und 9. September den Befehl, die Räumung vorzubereiten. Dazu wurde nach Möglichkeit sämtliches Inventar in Güterwagen verpackt und zwar nicht nur Akten und hochwertige Werkstatteinrichtungen, sondern auch banale Gebrauchsgegenstände, wie Stahlhelme und Gasmasken, Arbeitskleidung und -schuhe, Kücheneinrichtung, Betten und Kleiderspinde (so ein Verzeichnis des Bw Aachen-West vom 9. 9.1944 ). Sämtliches Rollmaterial, vor allem natürlich die unbeschädigten Loks, wurden in Räumzügen zusammengestellt. Für die Beschäftigten mitsamt
ihren Angehörigen wurden Personenwagen bereitgestellt, immobile Anlagen wurden zerstört und Loks, die blockiert standen und nicht frei zu bekommen waren, wurden durch Herausschrauben der Kesselventile betriebsunfähig gemacht. Dann wartete man auf den Räumungsbefehl."

Am 12. September 1944 erreichten amerikanische Soldaten bei Roetgen erstmals deutschen Boden. Der Leiter des Maschinenamtes Aachen, Bernhard Polock fuhr persönlich am 13. September um 1 Uhr vom Bw Aachen Hbf weiter nach Aachen-West, um dort die sofortige Räumung einzuleiten. Um 3 Uhr des 13. September traf er in Würselen und um 7 Uhr in Stolberg ein, um auch dort die Räumung einzuleiten. 

Am Nachmittag des 13. September lag der Bahnhof Stolberg unter Artilleriebeschuss. Ein Lazarettzug, ein Flüchtlingszug und ein Güterzug verließen als letzte den Stolberger Hauptbahnhof. Die verfügbaren Lokomotiven aus dem Bw Stolberg und ihre Personale wurden nach Westfalen beordert. Der Eisenbahnbetrieb in Stolberg kam zum Erliegen. Doch die Front kam zum Stehen. Donnerberg und Atsch blieben zunächst in deutscher Hand. Vorrangiges Ziel der Alliierten war es, zunächst Aachen einzunehmen.

Auf ihrem Rückzug zerstörte die Wehrmacht im Bw Stolberg die Drehscheibe und den Wasserturm, um den Alliierten die Nutzung des Bahnbetriebswerkes unmöglich zu machen.

 

Die Zeit des Wiederaufbaus nach dem 2. Weltkrieg

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges übernahmen die Besatzungsmächte den Betrieb in den jeweiligen Besatzungszonen. Die Reichsbahndirektion Köln gehörte zunächst zur "Reichsbahn-Generaldirektion in der Britischen Zone" . Es folgte zum 01. Januar 1947 die Zusammenlegung der amerikanischen und der britischen Zone zur sogenannte Bizone und es entstand die "Deutsche Reichsbahn im Vereinigten Wirtschaftsgebiet“ mit Sitz in Offenburg..

Es begann die Phase des Wiederaufbaus. Trotz aller Einschränkungen wurde versucht, einen größtmöglichen Betrieb aufrechtzuerhalten, um Kohlezüge aus dem Wurmrevier abfahren zu können. Beschädigte Lokomotiven und Wagen mussten im Freien instand gesetzt werden, da eine Zufahrt zum Lokschuppen aufgrund der gesprengten Drehscheibe weiterhin nicht möglich war.

Im Rahmen des Wiederaufbaus wurde der nördliche Schuppen mit den Ständen 17 - 21 auf eine Gleislänge von 28,00 m verlängert. Das Dach wurde in einfacher Bauweise erneuert und erhielt eine einfache Rauchabzugseinrichtung. Die nachstehende Auszüge aus den Plänen verdeutlichen das Bauvorhaben.

 

 

 

 

 

 

 

Erst 1947 erhielt das Bw Stolberg wieder eine Drehscheibe, so dass der instand gesetzte Lokschuppen wieder genutzt werden konnte. In den Ständen 1 - 10 wurden fortan die Bedarfsausbesserungen durchgeführt. Hierzu wurden die Stände 8 - 10 mit einer Achssenke versehen. Es gab ursprünglich den Plan auch die zerstörten Stände 11 - 16 wieder aufzubauen. Die Stahlkonstruktion zur Errichtung des Lokschuppens war bereits aufgebaut , als diese Arbeiten auf Anordnung "höherer" Stellen eingestellt und zurück gebaut werden mussten. Die entstandene Freifläche wurde bei den Stolberger Eisenbahner fortan "die Freiheit" genannt. Die Stände 11 - 16 wurden fortan als die „Freiheit“ bezeichnet. In den Ständen 17 - 26 wurden überwiegend die Fristenarbeiten an den Lokomotiven durchgeführt. Der zerstörte Wasserturm und das ehemalige Verwaltungsgebäude wurden nicht wieder aufgebaut. Stattdessen wurde eine kleine Lokleitung an der Ausfahrt vom Bw errichtet.

 

Der Plan aus dem Jahr 1972 zeigt auf den Ständen 1 - 10 den alten ursprünglichen Lokschuppenteil, auf den Ständen 11 - 16 die "Freiheit" und auf den Ständen 17 - 26 den verlängerten Lokschuppen mit seinem einfachem Dachaufbau.  

 

Während des Krieges war die Baureihe 55.25 vollständig aus Stolberg für den Kriegseinsatz abgezogen worden und kehrte auch zunächst nicht zum Bw Stolberg zurück. Übernommen wurden die Aufgaben durch die Baureihe 50, die nun in größerer Anzahl zur Verfügung stand.

Ab 1947 konnte man mit den Lokomotiven der Baureihe 92.5 (pr. T13) eine neue Lokomotivbaureihe in Stolberg antreffen. Sie wurde für den Rangierdienst im Bahnhof Stolberg sowie für Übergabefahrten nach Stolberg-Hammer und Eschweiler-Tal eingesetzt

Nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland am 24. Mai 1949, folgte zum 07. September 1949 die Umbenennung der "Deutschen Reichbahn im Vereinigten Wirtschaftsgebiet" in "Deutsche Bundesbahn".

Die junge Bundesbahn wusste, dass sie, um bestehen zu können, wirtschaftlicher agieren musste. Insbesondere Personal und Liegenschaften bedeuteten enorme Kosten. Da war es naheliegend, kleinere Bahnbetriebswerke aufzugeben und an größere Dienststellen anzugliedern. Für das Bw Würselen wurde im November 1949 beantragt, es zu einem Lokbahnhof des Bw Stolberg umzuwandeln.

 

Diesem Antrag wurde stattgegeben und das Bw Würselen wurde zum 01. Juli 1950 in "Bw Stolberg, Ast Würselen" umbenannt.

 

 

Mit der Auflösung des Bw Würselen am 01.07.1950 wurden die verbliebenen Lokomotiven auf die umliegenden Bahnbetriebswerke verteilt.
86 502 , 92 730 und 92 777 wurden zum Bw Düren abgegeben, 74  699, 74 709, 74 710, 74 727, 74 1212 sowie 92  634, 92 838 und 92 862 wurden buchmäßig zum Bw Stolberg abgegeben, verblieben faktisch aber zunächst vor Ort.

Erstmals wurde mit der Köf II 4677 am 29. Oktober 1949 eine dieselbetriebene Kleinlokomotive dem Bw zugeordnet. Auf dem nachstehenden Bild aus den 1950er Jahren hat sich ein Teil des Personals des Bw Stolberg ihre Köf als Hintergrund gewählt

Bw Stolberg, Belegschaft mit Köf, 1950er Jahre

Zum 01. Juli 1950 umfasste der Lokbestand des Bw Stolberg folgende Lokomotiven:

50

044, 190, 232, 299, 390, 787, 1067, 1651, 1657, 1665, 1708, 1729, 1799, 1983 (z), 1984 (z), 2208, 2370, 2692, 2862, 3033
74 556, 560, 561, 608, 638, 699, 856, 999, 1212  
 92  208, 289, 302, 370, 473, 549, 855, 880 (z), 916
Köf II  4677

Neben den deutschen Lokomotiven waren auch noch vier so genannte Fremdloks vorhanden, die jedoch bereits von der Ausbesserung zurückgestellt waren.

Region Ost:
1-040 D 174        Bw Stolberg (z)  ( eine pr. G 8.1)
1-040 D 484        Bw Stolberg (z)

Region Südost u. Mittelmeer
4E21                   Bw Stolberg (z)
4E27                   Bw Stolberg (z)

Um den Betrieb der Nebenbahnen wirtschaftlicher zu gestalten, ließ die Deutsche Bundesbahn dieselbetriebene Leichttriebwagen, so genannte Schienenbusse, bei der Waggonfabrik Uerdingen bauen. Im Dezember 1952 wurden dem Bw Stolberg die ersten beiden Schienenbusse, der VT 95 9237 und der VT 95 9241 als Neulieferung ab Werk zugewiesen. Nach entsprechenden Personalschulungen wurde mit Beginn des Sommerfahrplans 1953 der Plandienst zunächst auf der Strecke Stolberg - Herzogenrath aufgenommen. In den Monaten August und September wurden mit den VT 95 9275 - 9277 drei weitere fabrikneue Schienenbusse dem Bw zugeteilt. Bereits im Winterfahrplan 1953/1954 wurden folgende Strecken befahren:

KBS 245

Aachen-Lindern

KBS 245 b

Stolberg-Mariagrube (Gesamt Pv)

KBS 245 f

Stolberg-Herzogenrath (Gesamt Pv Herzogenrath-Alsdorf)

KBS 245 h

Mariagrube -Grube Emil Mayrisch (Gesamt-Pv)

KBS 245 k

Lindern - Heinsberg

KBS 247 Aachen - Stolberg - Düren
KBS 247 d Düren - Heimbach
KBS 247 f Stolberg - Walheim

Mit 89 7410 und 89 7459 kamen 1953 zwei Lokomotiven nach Stolberg, die zuvor beim Bw Köln-Nippes beheimatet waren und als Rangierlok im Aw Köln-Nippes eingesetzt wurden. Beide Lokomotiven wurden noch im gleichen Jahr am 09. November 1953 ausgemustert.

1954 wurden dem Bw Stolberg erstmals mit 64 030 und 64 046 zwei Lokomotiven der Baureihe 64 zugeteilt. Auch ihr Aufenthalt währte nicht lange, denn bereits am 21. Mai 1955 verließen sie das Bw Stolberg in Richtung Bergheim.

Zu Zeiten der aufstrebenden jungen Bundesrepublik Deutschland mit ihrem rasanten Wirtschaftsaufschwung war man noch Stolz auf die Eisenbahn. Mitte der 1950er Jahre präsentierte sich ein Teil der Belegschaft des Bw Stolberg vor der Drehscheibe und dem Lokschuppen.

Belegschaft Bw Stolberg Mitte 1950er Jahre

 

Zum Sommerfahrplan am 02. Juni 1957 wurden noch einmal Lokomotiven der Baureihe 64 dem Bw Stolberg zugeteilt, die in einem dreitägigen Umlauf eingesetzt wurden. Dieser Umlauf umfasste Personenzüge auf den Strecken rund um Stolberg als auch Rangierdienstleistungen in den Bahnhöfen Stolberg Hbf, Stolberg-Hammer, Eschweiler Hbf und Eschweiler-Aue. Die nachstehende Aufnahme vom August 1960 zeigt die 64 030 des Bw Stolberg im Bw Aachen Hbf.

64 030, Bw Aachen Hbf, August 1960

Zum gleichen Zeitraum verließen mit 74 1072 und 74 1212 die letzten Lokomotiven der Baureihe 74 Stolberg und wurden zum Bw Jülich umbeheimatet, dass zum  Auslaufbahnbetriebswerk für sämtliche Lokomotiven der Baureihe 74 innerhalb der BD Köln wurde.

Für den Sommerfahrplan 1958 liegen folgende Planleistungen der Baureihe 50 des Bw Stolberg vor:

Plan 21
Bedarf 6 Lokomotiven
285 km durchschnittliche Laufleistung
Aachen Rothe Erde
Aachen Süd
Aachen West
Eschweiler Aue
Gremberg
Jülich
Raeren
Stolberg
Stolberg-Hammer
Walheim
Weisweiler
Plan 22
Bedarf 5 Lokomotiven
222 km durchschnittliche Laufleistung
Aachen Hbf
Aachen Nord
Aachen Rothe Erde
Alsdorf
Deutzerfeld
Eschweiler Aue
Gremberg
Grube Emil Mayrisch
Köln-Eifeltor
Köln-Kalk Nord
Kohlscheid
Mariagrube
Palenberg
Stolberg-Hammer
Weisweiler
Würselen

Es wurde noch einmal gebaut. 1956 wurde die Genehmigung für einen Neubau einer Lehrlingswerkstatt erteilt, die in eine bestehende Lücke neben dem Lokschuppen errichtet wurde.

 

Neubau einer Lehrlingswerkstatt 1956

Neubau einer Lehrlingswerkstatt 1956

Neubau einer Lehrlingswerkstat 1956

Die Lehrlingswerkstatt befand sich zum Zeitpunkt der Aufnahme noch im Rohbau. Auf dem Bild zu sehen ist zudem die 50 2208, eine weitere unerkannte Lok der Baureihe 50 sowie im Vordergrund eine Lok der Baureihe 92.5.

 

 Wiederaufbau des Bw Stolberg, 1956

 

Erstmals im September 1960 erhielt das Bw Düren mit V60 588, V60 589 und V60 590 Dieselrangierlokomotiven, von denen V60 588 dem Bw Stolberg für den Einsatz zugeteilt wurde. Gerade einmal 15 Tage nach der Auslieferung wurde die Lok im Bw Stolberg bildlich festgehalten.

V60 588, Bw Stolberg, September 1960

Die Reihe V60 verdrängte die Dampflokomotiven mehr und mehr aus dem Rangierdienst am Stolberger Bahnhof. Mit der Ausmusterung der 92 634 am 26.04.1961 wurde die letzte Lok der Baureihe 92 beim Bw Stolberg abgestellt. Der Bestand an V60 wurde bis 1962 auf drei Lokomotiven erhöht. Mit V60 1224 erhielt das Bw Düren eine V60 der stärkeren Bauart, die ebenfalls als Stammlok in Stolberg eingesetzt wurde.

 

Am  23. September 1960 wurde die Fertigstellung der neuen Lehrlingswerkstatt schriftlich bestätigt.

 

In den 1960er Jahren wurde die Halde des ehemaligen Vegla Schlammweihers abgetragen. Der dort vorhandene Wasserbehälter wurde durch eine Druckluftkesselanlage, die sich in der Nähe des Kohlebansens befand, ersetzt.

Um 1964 musste die 1947 eingebaute Drehscheibe erneuert werden.

 

 

 

Die Elektrifizierung der Strecke Köln - Aachen und die Auswirkungen auf die Region

Der Strukturwandel wurde auch im Aachener Raum immer deutlicher sichtbar. Im Zeitraum von 1964 bis 1966 wurde die Hauptstrecke Köln  - Aachen Hbf  - Belgien elektrifiziert. Am 18.05.1966 konnte der elektrische Betrieb aufgenommen werden. Die beim Bw Köln-Deutzerfeld beheimateten Elektrolokomotiven der Baureihen E10 und E41 wurden vor Personenzügen, die Baureihe E40 im Güterzugverkehr eingesetzt. Die Dampflokomotiven wurden mehr und mehr aus dem Betriebsdienst verdrängt. In der Folge waren zum Sommerfahrplan 1966 die meisten Dampflokomotiven des Bw Düren kalt abgestellt. Die Maschinen, die nicht zur Ausmusterung vorgesehen waren, wurden nach und nach an andere Bahnbetriebswerke abgegeben. Stolberg erhielt mit 50 113, 331, 805, 1302, 1421, 1450, 1531, 1791 und 2289 nahezu den kompletten Bestand der beim Bw Düren vorhandenen Lok der Baureihe 50.
Auch 93 635 und 1042 wurden am 28. Mai 1966 an das Bw Stolberg zugeteilt, jedoch nicht mehr im Plandienst eingesetzt.

Zum gleichen Zeitpunkt, am 22.05.1966, wurden sämtliche beim Bw Stolberg beheimateten Schienenbusse und Kleinlokomotiven und die Turmtriebwagen zum Bw Düren umbeheimatet. Im einzelnen waren dies:

VT 95.9

200, 237, 238, 240, 241, 275, 276, 277, 334, 335, 336, 367, 368, 424, 619, 620, 621, 622, 623, 624, 625, 626
VB 142 023, 024, 025, 026, 075, 141, 152, 172, 173, 174, 234, 235, 287, 288, 523, 524, 525, 527, 528, 529, 530, 531
 TVT Köl 132 6206, 6219, 6220
Kö II 4675, 4686, 5284, 5286, 6153, 6440
Köf II 6141, 6794, 6685, 6687

Somit  wurde Stolberg erneut ein reines Dampflok-Bw. In einem weiteren Schritt im Jahr 1967 wurde das Bw Düren endgültig dampffrei.

38 3057, 38 3067, 38 3111, 38 3433 und 38 3970 wurden am 24.09.1967 zum Bw Stolberg umbeheimatet.  

 

Damit wurden erstmals Lokomotiven der Baureihe 38 und 93 dem Bw Stolberg zugeordnet. Die 38er wurden, soweit bekannt, nicht mehr im Personenzugdienst, sondern lediglich noch für kurze Zeit vor Bauzügen  und im Sonderzugdienst eingesetzt. Auf dem folgenden Bild aus dem Jahr 1968 sehen Sie die beiden letzten Stolberger P8, die 38 3067 und 38 3433 abgestellt im Bw Stolberg. 38 3433 war bereits seit dem 21.11.1967 von der Ausbesserung zurück gestellt worden und wurde am 31.06.1968 ausgemustert. 38 3067 ereilte das Schicksal der z-Stellung zum 01.01.1968. Ausgemustert wurde die Lok am 10.07.1969.

38 3067, Bw Stolberg


Am 28.02.1968 konnte man 38 3067 in der Wagenhalle antreffen. Im Gegensatz zum oberen Bild besaß sie zu diesem Zeitpunkt noch ihr Lokschild.

38 3067, Bw Stolberg

 

Am 01.Mai 1966 konnte der leider viel zu früh verstorbene Eisenbahnfreund Klaus Wedde die vor sich hin rauchende 93 1043 im Bw Stolberg bildlich festhalten. Neben der Baureihe 93 waren Lokomotiven der Baureihe 50, 94 und einige Schienenbusse im Bw anzutreffen.

93 1043, Bw Stolberg, 01.05.1966

 

Aus dem Bw Aachen West kam die 93 836 am 08.07.1966 zum Bw Stolberg. Sie gehörte zu den Maschinen, bei denen der Schornsteinaufsatz entfernt wurde. Am 12.08.1967 hatte sie Ruhepause auf den Freigleisen zwischen den beiden Lokschuppen.

93 836, Bw Stolberg, 12.08.1967

 

Der Einsatz der Baureihe 93 beim Bw Stolberg währte nur eine kurze Zeit. Als letzte Maschinen wurden 93 836 und 93 985 am 09.01.1968 an das Bw Aachen West abgegeben. Am 21.06.1968 als letzte Lokomotiven wurden sie als die letzten Lokomotiven ihrer Baureihe der BD Köln ausgemustert.

Mit dem Abgang der Baureihe 38 und der Baureihe 93 verblieben im Bw Stolberg noch Lokomotiven der Baureihe 50, die weiterhin im Güterzugbetrieb benötigt wurden und Lokomotiven der Baureihe 94, die im Rangierdienst und im Übergabeverkehr eingesetzt wurden. es ist beachtlich, dass mit der Baureihe 94 Lokomotiven, die noch zu Länderbahnzeiten beschafft wurden, immer noch wurden. Als Beispiel für solche Leistungen soll nach nachstehende Foto dienen. Mit vereinten Kräften beförderten 94 587 und 94 770 einen mit Feinkohle beladenen Zug Alsdorf von der Grube Anna in Richtung Stolberg.

 

Zum 01.01.1968 führte die Deutsche Bundesbahn ein neues Nummernschema für ihre Lokomotiven ein.
Stolberger Lokomotiven der Baureihe 50 erhielten nun Loknummern beginnend mit 050 - 053, die Baureihe 55 wurde zur Baureihe 055, 93 zur 093 und die 94 zur 094. Die Baureihe 93 hat ihre neue EDV-Nummer jedoch nur buchmäßig erhalten. Neue Schilder wurden bei diesen Lokomotiven nicht mehr angebracht.

Ende 1969 umfasste der Bestand des Bw Stolberg folgende Lokomotiven:

050

113, 117, 149 (z), 190, 201 (z), 374, 620, 805, 806, 962, 968
051 299, 302, 421, 424, 530, 565, 729, 791, 877
052 208, 289, 302, 370 (z), 549, 785, 916
094 062, 199, 361, 561, 587 (z)

 

Im Juni 1968 machte sich 094 199, die noch mit ihrer alten Betriebsnummer versehen war, gerade bereit, neue Aufgaben zu übernehmen.

094 199, Bw Stolberg, Juni 1968

Bis auf  094 062 verließen 1970 die übrigen Lokomotiven das Bw Stolberg. 094 199 und 094 361 wurden Anfang März an das Bw Emden abgegeben. 094 561 wechselte zum 01.04.1970 zum Bw Köln-Eifeltor und wurde von dort im Oktober des gleichen Jahres ebenfalls nach Emden umbeheimatet.

Die letzte Stolberger 094, die 094 062 wurde am 01.04.1971 von der Ausbesserung zurück gestellt und am 09.09.1971 ausgemustert. 1971 stand die Lok mit ausgebauter Rauchkammertür abgestellt im Bw. Vermutlich hatte die Rauchkammertür einen Liebhaber gefunden. Vielleicht ist sie auch heute noch vorhanden.

094 062, Bw Stolberg, 1971

Ein kurzes Intermezzo gab noch einmal die Baureihe 055 beim Bw Stolberg. Am 01. Juni 1970 wurde die 055 647 vom Bw Aachen West dem Bw Stolberg zugewiesen. Bereits zum 07.November des gleichen Jahres wurde die Lok an das Bw Hohenbudberg abgegeben. Damit schied die letzte Lok aus dem Bestand der ehemaligen preußischen Staatsbahn aus dem Dienst des Bw Stolberg. Das nachstehende Bild zeigt die Lok im Juni 1970 beim Wasser fassen im Bahnhof Stolberg.

 

055 647, Stolberg Hbf, Juni 1970

Am 15.08.1970 konnte der niederländische Eisenbahnfreund Nico Spilt die 055 647 im Schuppen des Bw Stolberg im Bild festhalten.

055 647, 050 805, 050 117, Bw Stolberg, 15.08.1970

Mit dem Abgang der 055 647 beheimatete das Bw Stolberg nur noch Lokomotiven der Baureihe 050 - 053.Dies sollte bis zum Ende des Dampfbetriebes auch so bleiben.

Bis zum 01.06.1971 wurde das Bw Aachen West dampffrei. Im Zeitraum vom  01.01.1971 bis 01.06.1971 wurden 050 220, 050 610, 050 622, 051 424, 052 356 und 052 692 an das Bw Stolberg abgegeben. Die ursprünglich an das Bw Stolberg gelieferte Lokomotive 052 692 wurde am 01.06.1971 als letzte Dampflokomotive des Bw Aachen West nach Stolberg abgegeben. Dampflokomotiven waren fortan im Aachener Raum nur noch beim Bw Stolberg beheimatet.


Zum 01.07.1971 wies der Bestand des Bw Stolberg, der nun durch die Lokomotiven des Bw Aachen West ergänzt worden war, folgende Lokomotiven auf:

050

113, 117, 190, 220, 374 (z), 610, 620, 622, 788, 805, 806
051 299, 302, 421, 424 (z), 524, 565, 729, 789, 791, 877
052 201, 208, 302, 356, 549, 692, 771, 916, 928
 053  031
094 062 (z)

 

Mit dem Ende des Dampfbetriebes in Aachen West wechselte auch der elektrisch betriebene Kran für die Bekohlung von Aachen West nach Stolberg. Er verblieb in Stolberg bis zum Ende der Dampflokunterhaltung und wurde später an den in unmittelbarer Nähe gelegenen Schrotthandel Thomas verkauft.

Bw Stolberg, Bekohlung, 1971

 

Auf dem Bild von Ralph Robertson aus dem Jahr 1971 sieht man noch einen der ursprünglich zwei vorhandenen Bekohlungskräne sowie die nicht mehr benötigten Kohlenhunte.

Bw Stolberg, 1971

 

Im Winterfahrplan 1974/1975 wurde ein zehntägiger Umlauf erstellt. Stolberger Lokomotiven wurden hauptsächlich für den Verkehr im Aachener Revier benötigt. Dazu gab es Einsätze auf der Strecke Stolberg - Raeren und Stolberg - Jülich.

Stolberg wurde zum Auslauf-Bw für die Dampflokomotiven der BD Köln. Zum Sommerfahrplan 1975 endete der planmäßige Dampflokeinsatz beim Bw Neuss.  Stolberg erhielt mit 050 164, 050,529, 050 853 "z", 051 494, 051 864, 052 474, 052 924 "z" sieben von acht Lokomotiven des Bw Neuss. 050 853 und 052 924 wurden jedoch nur buchmäßig dem Bw Stolberg zugeteilt. Lediglich 052 604 aus dem Neusser Bestand wurde an das Bw Gremberg abgegeben.. Auch in Mayen endete der Dampfbetrieb zum Sommerfahrplan 1975. Mayen gab 050 023, 050 185, 051 462 und 052 167 nach Stolberg ab. Stolberg erstellte noch einmal einen neuntägigen Umlaufplan für seine Lokomotiven.

 

050 788, Alsdorf, Grube Anna

 

Zum Ende des Sommerfahrplanes 1975 endete der planmäßige Einsatz von für Stolberger Dampflokomotiven. Zum Winterfahrplan 1975/1976 wurden dem Bw Düren insgesamt 12 Lokomotiven der Baureihe 290 zugewiesen, die in einem 9-tägigen Umlaufplan vom Bw Stolberg aus eingesetzt wurden. Den verbliebenen Dampflokomotiven blieben nur noch Sonderleistungen im Aachener Kohlerevier und auf der Strecke Stolberg - Raeren. Da es nun einen Überhang an betriebsfäigen Lokomotiven gab, wurden 051 494, 051 789, 052 167 und 052 692 zum 01.10.1975 an das Bw Duisburg Wedau abgegeben. Bis zum 31.12.1975 war der Bestand schließlich auf neun einsatzfähige Lokomotiven geschrumpft.

050

023, 164, 185, 622, 806
051 421, 462
052 928
 053  031

 

Das Jahr 1976 brachte weitere Ausmusterungen und Abgänge von Lokomotiven. So wurden 050 806 und 052 928 am 15.03.1976 ausgemustert; 050 023, 50 185 und 051 421 am 16.03.1976 zum Bw Lehrte umbeheimatet. In Stolberg verblieben mit 050 164, 050 622, 051 462 und 053 031 lediglich nur noch vier betriebsfähige Dampflokomotiven.

 

Das Dampflok-Abschiedsfest

Am 30.12.1975 wurde die Carl-Alexander N.4 für das Eisenbahnmuseum Darmstadt-Kranichstein von Baesweiler unter Dampf ins Bw Stolberg überführt, wobei sie die Carl Alexander N. 3 für Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (DGEG) bis Merkstein zur vorübergehenden Abstellung mitnahm. Herr Stichnoth vom Kölner Eisenbahn-Club (KEC) bemühte sich bei der Bundesbahndirektion Köln um eine Abschiedsfahrt mit der Carl Alexander N.4. Diese war vom Eschweiler Bergwerksverein immer abgelehnt worden war. Bei den Verhandlungen zu einer geplanten Sonderfahrt kam in der Bundesbahndirektion Köln die Idee auf, ein Dampflok-Abschiedsfest für die gesamte BD Köln zu veranstalten. Als Vorbild diente das große Eisenbahnfest in Niedermendig 1975. Seitens der BD Köln fragte man daher bei den Eisenbahnfreunde in Kranichstein an, ob noch weitere Fahrzeuge für eine solche Veranstaltung zur Verfügung gestellt werden könnten. Das Museum bot die gerade hauptuntersuchte Dampflok 98 727 und den Wagen DME 1 hierfür an. Diese Fahrzeuge wurden daraufhin durch die BD Köln für das Fest bestellt und ein Einsatz der 56 3007 für Sonderfahrten zugesagt. Um weitere Fahrzeuge für das Abschiedsfest zu erhalten, schlugen die Kranichsteiner Museumseisenbahner vor, bei der DGEG in Bochum-Dahlhausen anzufragen. Die DGEG sagte Fahrzeuge aus den Museen in Bochum-Dahlhausen und Neustadt/Weinstraße zu.

Erst wenige Tage vor dem Abschiedsfest kündigte das nachstehende Plakat ein besonderes Ereignis an. Derart viele verschiedene Dampflokbaureihen hatte das Bw Stolberg noch nie gesehen.

 

Dampflok Abschiedsfest Bw Stolberg, Veranstaltungsplakat

 

Zu den ersten Lokomotiven, die bereits am 27.03.1976 zum Abschiedsfest im Bw Stolberg eintrafen, gehörten die 24 083 und die 89 7159.

Zwei Tagen später kamen als Lokzug die 050 651, die 050 761 und die Wannentenderlok 053 075 aus dem Bw Duisburg-Wedau nach Stolberg, um die Stolberger Lokomotiven bei den geplanten Sonderfahrten zu unterstützen.

Aus Darmstadt Kranichstein wurde 98 727 Ende März 1976 nach Neustadt/Weinstraße gebracht. Von dort wurde beginnend ab dem 29.03. ein Lokzug bestehend aus 18 505, 23 105, 45 010, 98 727, 97 502 und dem Wagen DME 1 innerhalb von vier Tagen mit Übernachtungen in Saarbrücken, Trier und Gerolstein nach Stolberg überführt. Unterwegs machte die 97 502 immer wieder Probleme, da ein Lager des Zahnradantriebes ständig heiß lief. Nur mit etlichen Mühen konnte diese Lok bis Stolberg mitgeführt werden.

044 508 des Bw Gelsenkirchen Bismarck holte am 01. April 1976 in Rheine die 042 308 ab. Am nächsten Tag wurden aus dem DGEG Museum Bochum-Dahlhausen in zwei Lokzügen, die von 044 216 und 044 508 geführt wurden, 01 008, 042 308, 55 3345, 66 002, "7270 Cöln", BLE 142, Walsum 5 und 4 EK-Donnerbüchsen abgeholt und nach Stolberg gebracht.

Schließlich konnten am 03.04.1976 folgende Dampflokomotiven der Öffentlichkeit präsentiert werden:

001 008, 18 505, 23 105, 24 083, 41 308, 044 216, 044 508, 45 010, 050 164, 050 622, 050 651, 050 761, 051 462, 053 031, 053 075, 55 3345, 56 3007, 66 002,  89 7159, Cöln 7220, 94 002, 97 502, 98 727, BLE 146, Walsum 5 sowie die Werklok der Vereinigten Glaswerke St. Gobain.

Daneben wurden noch 103 2017 und 2015 012 als Vertreter der modernen Bahn präsentiert.

 

Dampflokabschiedsfest Bw Stolberg 1976, Lokparade

 

Die betriebsfähigen Dampflokomotiven der Baureihe 050 - 053 pendelten zwischen Stolberg Hbf und Aachen Hbf, wobei jeweils eine Dampflok am Kopf des Zuges und eine Dampflok am Ende des Zuges eingesetzt wurden. Daneben wurden Führerstandsmitfahrten angeboten, die vom Bahnbetriebswerk zum Rangierbezirk III und zurück führten.  

051 462, vor Eilendorf, 03.04.1976


Zu den Stars des Abschiedsfestes gehörte sicherlich die ehemalige Grubenlok Carl Alexander N. 4, die wieder mit ihrer Reichsbahnnummer 56 3007 versehen wurde.
Sie bespannte einen Sonderzug von Stolberg nach Jülich und weiter auf den Gleisen der Jülicher Kreisbahn und zurück. Auf der Rückfahrt gab es Probleme mit der Lok, die dazu führten, dass am kommenden Tag der geplante Sonderzug von Stolberg über Düren nach Rheydt kurzfristig von der Stolberger 050 622 geführt wurde.

56 3007, Jülicher Kreisbahn, 03.04.1976


Stellvertretend für die Pendelfahrten auf der Eschweiler Talbahn steht das Foto der 146 BLE. Diese Lok und 98 727 wechselten sich bei der Bespannung der Sonderzüge ab. Zu einer besonderen Fahrt kam es, als die Moll´sche T3, die 89 7159 gemeinsam mit 98 727 eine Zugleistung übernahm.

146 BLE, Eschweiler, 03.04.1976


Mit geschätzten 80000 Besucher war dieses Abschiedsfestes eine Veranstaltung nie dagewesener Größenordnung, dem ich eine eigene Seite widmen werde, um diesem Ereignis einen entsprechenden Rahmen zu geben.

Auch nach dem Dampflok-Abschiedsfest war das Feuer in den letzten verbliebenen Dampflokomotiven noch nicht endgültig aus. Für Sonderleistungen und zum Verbrauch der Restkohle im Bw wurden  bis Mitte Mai 1976 gelegentlich noch einmal Lokomotiven angeheizt. So wurde 051 462 am 17.04.1976 zur Bespannung eines Sonderzuges des "Freundeskreis Eisenbahnfreunde Köln" eingesetzt, der die Lok mit den historischen Rheingoldwagen von  Köln über Betzdorf, Olpe, Finnentrop, Kreuztal, Erndtebrück und Siegen wieder zurück nach Köln führte.

 

Am 15.Juni 1976 war es soweit; die letzten vier betriebsfähigen Stolberger Dampflokomotiven verließen das Bw Stolberg mit dem Ziel Bahnbetriebswerk Duisburg Wedau.

Stolberger Nachrichten, 16. Juni 1976

 

Aachener Nachrichten, 16. Juni 1976


In der Reihenfolge 051 462, 053 031, 050 164 und 050 622 wurde ein Lokzug gebildet. Zwischen den Loks waren zur Verteilung der Achslast E-Wagen gekuppelt.
050 622 war mit einem leichten Feuer angeheizt., die übrigen Lokomotiven waren kalt. Der Zug wurde von 290 222 aus dem Bw gefahren und mit einer Lok der Baureihe 140 von Lokführer Wolfgang Backes (†) nach Duisburg-Wedau gefahren. Beim Verlassen des Bw verabschiedete sich 050 622 noch einmal mit Pfiffen. Das Zeitalter der Dampflokomotiven in Stolberg war damit beendet.

Der endgültige Niedergang des Bw Stolberg

Durch den Abgang der letzten Dampflokomotiven besaß das Bw Stolberg keine eigenen Lokomotiven mehr. Dennoch blieb Stolberg noch für 20 Monate bis zur Auflösung am 28.02.1978 eine eigenständige Dienststelle. Zum 01.März 1978 wurde durch Zusammenlegung der Dienststellen Bw Aachen Hbf, Bw Aachen West und Bw Stolberg das neue Bw Aachen geschaffen. Stolberg wurde fortan als Bw-Ast Stolberg bezeichnet.

Die Leistungen im Aachener Revier und auf der Vennbahn wurden von Dürener Lokomotiven der Baureihe 215 und 290 gefahren, die vom Bw Stolberg aus mit Stolberger Personalen eingesetzt wurden. Im Verschub kamen weiterhin Rangierlokomotiven der Baureihe 260 und 261 zum Einsatz. Auch Schienenbusse der Baureihe 795/995 waren regelmäßig im Bw anzutreffen. Gelegentlich konnte auch einmal eine Lok der Baureihe 211 oder ein Akkutriebwagen der Baureihe 515 im Bw gesichtet werden.

290 344, Bw Stolberg, März 1980

290 344 im März 1980 im Bw Stolberg

 

215 127, Bw Stolberg, 1982

1982 konnte der Stolberger Lokführer Herbert Thiele 215 127 auf der Drehscheibe im Bw Stolberg aufnehmen; im Hintergrund steht 515 105 im Lokschuppen.

215 127 beim Betanken im Bw Stolberg, 1982

1982 wurde die Tankstelle im Bw Stolberg noch benutzt und Lokomotiven während ihrer Einsatzpausen abgestellt.  Bei den Ständen 17 bis 19 des nördlichen Lokschuppenteils fehlte jedoch bereits ein Teil des Daches und die rückwärtigen Fenster waren entfernt worden. 

nördlicher Lokschuppenteil des Bw Stolberg, 1982

Was sich schon seit längerem abzeichnete wurde 1983 endgültig Realität. Die Anlagen des Bw Stolberg wurden nicht mehr benötigt. Die kleine Lokleitung war das Gebäude, welches am längsten benutzt wurde. Bis Ende März 1983 erfolgte hier die Disposition der von Stolberg aus eingesetzten Lokführer.
Als Werner Knüfer am 18.05.1983 das Bahnbetriebswerk besuchte, waren die Abbrucharbeiten bereits im vollen Gange; der südliche Lokschuppen war bereits vollständig niedergelegt.

Abriss des Bw Stolberg

 

 

Abriss des Bw Stolberg

 

 

Abriss des Bw Stolberg

 

 

Abriss des Bw Stolberg

 

Geblieben sind nur noch die Erinnerungen an diese schöne Dienststelle mit ihren immer freundlichen Personalen.